Fischzucht ohne Fischmehl

(ARD, Gut zu wissen, 17.10.2020, erster Bericht)

Die Problematik der Überfischung der Gewässer ist bekannt. Der Verzehr von (heimischen) Zuchtfischen ist dagegen nicht minder problematisch, da diese häufig mit Fischmehl gefüttert werden, das wiederum von Fischen aus den Weltmeeren gewonnen wird und somit die Lage nur verschärft. Das Münchner Startup FarmInsect verfolgt daher die Idee, das Fischmehl durch die Larven der Schwarzen Soldatenfliege zu ersetzen; das Futter für die Larven bilden wiederum Getreidereste aus einer nahegelegenen Mühle, so dass sich der regionale Nährstoffkreis schließt. Der Verzicht auf das Fischmehl bringt zudem finanzielle Vorteile. Eine andere Frage wäre allerdings die ethische (da es sich auch bei den Fliegenlarven um tierische Lebewesen handelt, die zugunsten der Nahrungsmittelproduktion für den Menschen verfüttert werden).

Kaktusleder aus Mexiko

(3Sat, nano, 12.10.2020)

Der Bericht stellt das originelle Produkt zweier junger Mexikaner vor, die veganes Leder aus Kakteen produzieren: Kakteen haben den Vorteil, sehr robust und unkompliziert in der Zucht zu sein, in der nur verhältnismäßig wenig Wasser benötigt und auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden kann. Nach dem Ernten werden die Pflanzenteile gewaschen, getrocknet und zu einer Kaktuspaste verarbeitet, die schließlich auf Baumwolle oder einen anderen Stoff aufgebracht wird. Das auf diese Art gewonnene Material ist widerstandsfähig und atmungsaktiv; dafür muss jedoch recycelter Kunststoff beigemischt werden und es ist noch recht teuer. Dennoch ist es in jedem Fall herkömmlichem Leder vorzuziehen, dessen Herstellung sehr umweltunfreundlich ist, etwa in Bezug auf Wasserverbrauch und Chemikalieneinsatz. Weitere Leder-Alternativen werden aus Apfelresten oder Ananasfasern hergestellt.

wissen aktuell: Rettet die Wälder!

(3Sat, 27.08.2020)

Die aus insgesamt 13 Kurzbeiträgen zusammengestellte Dokumentation rund um das Thema Wald (und damit Holz) liefert zunächst eine Bestandsaufnahme, wie es heute weltweit um unsere Wälder bestellt ist, die beispielsweise unter Kahlschlag aus Profitgier, Brandrodungen, Waldbrandgefahr als Folgen des Klimawandels oder – hierzulande – dem Borkenkäfer zu leiden haben (s. Beiträge 1-5). Im Anschluss daran werden Wälder bzw. Bäume als hoch komplexe „Wunderwerke“ und Lebensräume thematisiert (Beiträge 6-8).

In Beitrag 9 wird sodann Holz als Rohstoff und wichtiger CO2-Speicher vorgestellt: Da die Holzernte nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels immer früher erfolgt, bietet es sich an, mehr Häuser aus Holz zu bauen. Dies kommt im Gegenzug dem Klima zugute: Ein durchschnittliches Einfamilienhaus aus Holz speichert etwa 60 Tonnen CO2, ein Mehrfamilienhaus etwa 500 Tonnen! Bei der Herstellung von Beton dagegen entsteht viel CO2. Wichtig jedoch ist, dass das verwendete Holz aus einheimischer Produktion stammt (Beispiel Schweiz: Woodwezia) und dass es so lange wie möglich verwendet und recycelt wird: aus Scheunentoren kann noch Parkettboden und Funierholz werden, das am Ende seines Lebens ggf. im Ofen verheizt werden kann.

Tipp: Zum Thema „Holzhochhäuser“ s. auch unsere kommentierten Beiträge „Holzbau hat Zukunft“ sowie „Bauen, mieten leben. Ideen für bezahlbares Wohnen“

Die Beiträge 11-13 sind besonders empfehlenswert bezüglich der Frage, wie der Verbraucher zum Schutz des Waldes, insbesondere des Regenwaldes, beitragen kann: Beitrag 11 beschäftigt sich kritisch mit dem FSC-Siegel (Forest Stewardship Council), das einen verantwortungsvollen Umgang mit Wäldern suggeriert, diesen jedoch nicht durchweg einlöst (bzw. einlösen muss). Fazit: Als Verbraucher nur Produkte mit Siegel zu kaufen, reicht leider nicht aus, um besonders Regenwälder nachhaltig zu schonen – die sicherste Methode ist einzig die Reduktion unseres Holzverbrauchs, damit zum Beispiel für Toilettenpapier keine Urwaldbäume mehr gefällt werden. Beitrag 12 thematisiert die häufig ökologisch und sozial problematische Herkunft unserer Holzkohle, nennt zudem nachhaltige Kaufalternativen und verweist in diesem Zusammenhang auf die Internetdatenbank, über die man ermitteln kann, ob die im Handel angebotene Holzkohle nachhaltig ist. Beitrag 13 zeigt schließlich anhand eines Beispiels aus der Schweiz auf, wie man auch heimisches „Tropenholz“ herstellen kann.  

Buchtipp: Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume: Dem viel gelesenen Vorwurf, die Ausführungen in diesem Buch des Försters Peter Wohlleben seinen unwissenschaftlich, muss man entgegenhalten, dass er den Kern des Problems gänzlich verfehlt: Heutzutage kommt es vor allem darauf an (und dies ist die philosophische Sichtweise), dass der Mensch zunächst einmal überhaupt wieder einen Bezug zur Natur erlangt und schließlich zu einem ganzheitlichen Verhältnis zu dieser zurückfindet, um nicht nur die natürliche Mitwelt, sondern zuletzt sich selbst zu retten! Jede Literatur, die ein Stück auf diesen Weg verhilft, ist uneingeschränkt empfehlenswert.

Bambusbecher: wenig Bambus, viel Kunstharz

(Servicezeit, WDR, 17.09.2020)

Der kurze aber prägnante Bericht warnt vor scheinbar nachhaltigem Bambus- oder Melamingeschirr, denn vor allem bei Ersterem handele es sich um „eine doppelte Mogelpackung“ – erstes in Bezug auf das Recycling, und zweitens stellt es eine Gesundheitsgefahr dar: Das Geschirr ist auf Melaminharzbasis hergestellt und besteht noch nicht einmal zur Hälfte aus Bambus. Das Melaminharz des Melamingeschirrs setzt sich aus Melamin und Formaldehyd zusammen, es darf also nicht zu heiß oder Säure ausgesetzt werden, da ansonsten das Formaldehyd freigesetzt wird, das heißt, es geht in die Flüssigkeit oder das Essen über und wird, da es verdampft, auch eingeatmet. Ein Zeichen dafür, dass das Melamingeschirr bereits Giftstoffe abgegeben hat, ist ein stumpfes Erscheinungsbild. Als Alternativen wird im Film das nahezu ebenso stabile und gut recyclebare Polypropylengeschirr genannt.

Tipp: Wer gänzlich auf Kunststoffgeschirr auch für Kinder verzichten möchte, greift am Besten zu Edelstahl- oder Vollholzgeschirr. Dies ist beispielsweise bei Kivanta erhältlich. (Zu bedenken ist allerdings, dass das Edelstahl heutzutage meist aus China stammt und somit leider ebenfalls nicht gänzlich unproblematisch ist.)

Bauen, mieten, leben. Ideen für bezahlbares Wohnen

(arte, Re:, 03.09.2020 / ZDF-Dokumentation)

Die Sendung zeigt, wie der angespannte Wohnungsmarkt durch kreative, soziale und ökologische Lösungen entschärft werden kann (die Konzepte werden jeweils zusätzlich am theoretischen Modell erklärt):

a) Baugenossenschaft: Eine Siedlung entsteht auf einem ehemaligen Kasernengelände durch sozialgerechte Nutzung des Bodens; die Mieter leisten eine Einlage, müssen aber keine Kündigungen wegen Eigenbedarf oder unrealistische Mieterhöhungen fürchten; es gibt Gemeinschaftsflächen und -aktivitäten, Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, E-Mobilität, viel Grün, Coworking-Spaces, eine Quartierszentrale sowie eine ökologische Mustersiedlung aus Holz.

b) Eine Idee aus den Niederlanden: Auf einer Fläche von 11.000 m² entstehen durch organische Planung individuelle Wohnhäuser mit 160 m² pro Familie, die Aufteilung des Grundes ist somit vorgegeben; ein Beispiel ist ein Wohnhaus mit integriertem Gewächshaus; „billiges Bauland, Eigeninitiative und Verantwortung“ bilden in diesem Modell die Basis des bezahlbaren Wohnens, da auch die Pflege der Umgegend, inkl. Agrarflächen, in Teamwork geleistet wird.

c) Firma, die Mitarbeitern Wohnungen bietet (Chef = Vermieter): Zu erschwinglichen Mieten befinden sich die Wohnungen in der Nähe des Arbeitsortes, um langfristige Arbeitsverhältnisse zu gewährleisten: das Modell: „Gemeinde sorgte für Baurecht, Freistaat Bayern half mit einer einkommensorientierten Förderung für Neubauten und gibt bei Bedarf einen Mietzuschuss“; anhand der Verkehrsbetriebe Hannover wird demonstriert, wie dieses Modell soziales Engagement und die Möglichkeit einer langfristigen Geldanlage kombiniert.

Holzbau hat Zukunft

(3Sat, nano, 16.09.2020)

Zement macht 8 % des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes aus – durch Holzbauweise wäre es möglich, diese Zahl zu verringern, wie der Bericht aufzeigt. Holz als Baumaterial macht zudem sehr exaktes Bauen möglich, und auch in Bezug auf den Brandschutz ist mittlerweile bekannt, dass Holz seine Stabilität beim Brennen nicht verliert; hinzu kommt ein angenehmes Wohnklima, da das Holz lebt. Sowohl Wohnhäuser, als auch Hochhäuser sind in Holzbauweise möglich. Allerdings erscheint es als Baumaterial auf den ersten Blick vergleichsweise teuer, betrachtet man jedoch den gesamten Lebenszyklus, ist es wesentlich günstiger als andere Baustoffe (da es z. B. schon die Dämmung enthält).

Info: In der Talkshow Maischberger. Die Woche vom 16.9. wird behauptet, aus Holz könne man keine Hochhäuser bauen. Der obige Beitrag beweist das Gegenteil: Bis zu einer gewissen Größe ist es durchaus möglich, auch Hochhäuser aus Holz herzustellen, das wäre mehr als ausreichend.

Plastik im Ozean

(3Sat, nano, 19.08.2020)

Die fünfwöchige Expedition in den sog. nordpazifischen Müllstrudel hat gezeigt, dass es sich hierbei nicht – wie gemeinhin angenommen – um einen großen Plastikteppich oder mehrere Plastikinseln handelt. Gleichwohl konnten vielfältige Proben sowohl von der Wasseroberfläche als auch dem Meeresboden entnommen und sogar deren Herkunft bestimmt werden: Flaschen, Kleidung oder Fischernetze sind einige der Kunststoffquellen. Nach wie vor ist jedoch unklar, welche genauen Auswirkungen das Plastik auf die Meere hat. Es gilt also, nicht nur seitens der Wissenschaft das Problem in Angriff zu nehmen, sondern jeder einzelne sollte in seinem Alltag darauf bedacht sein, möglichst wenig Plastik zu verwenden, so dass dieses erst gar nicht in die Gewässer gelangen kann.

Weniger Essen für die Tonne – so könnt’s klappen:

(3Sat, nano, 06.05.2020)

Der Bericht verdeutlicht, dass Appelle an die Verbraucher, die immerhin für die Hälfte der Lebensmittelverschwendung verantwortlich sind, dennoch nicht ausreichen, um der sowohl ökologisch als auch ökonomisch irrsinnigen Verschwendung von Ressourcen schon bei der Erzeugung der Nahrungsmittel Einhalt zu gebieten. Hierfür sind – wieder einmal – die (politischen) Rahmenbedingungen entscheidend, das heißt, die gesamte Kette der Lebensmittelproduktion ist von Bedeutung: die falsche, auf Masse statt Klasse setzende aktuelle Subventionierung müsste beendet und es müssten regionale, kurze Kreisläufe gefördert werden. Konkret könnte solch ein Systemwechsel, im Rahmen dessen nicht mehr jede dritte Kartoffel weggeworfen wird und wir uns von Mengenrabatten und Überangebot distanzieren, etwa durch Solidarische Landwirtschaft erreicht werden: Die Landwirte erhalten hier von den Kunden, an die direkt die Erzeugnisse geliefert werden, ein Grundeinkommen und wirtschaften unabhängig, jenseits der Zwischenhändler und  Supermarktketten. Letztlich kann aber doch der Verbraucher schon jetzt solche Modelle unterstützen.

Tipp: Ein praktisches Modell bilden auch die Bio-Lieferdienste, die im meist wöchentlichen Turnus die Kunden auf Wunsch mit biologischen und regionalen Produkten versorgen.

Bioland-Produkte bei Lidl

Im Rahmen dieser MARKT-Sendung des WDR wird darüber berichtet, dass Lidl in Zukunft auch Produkte mit dem Bioland-Siegel anbieten wird. Produkte, die das Bioland-Siegel tragen, genügen strengeren Produktions-Kriterien als solche, die lediglich mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet sind. Die strengeren Kriterien zeigen sich in Bezug auf die Herkunft der Waren sowie in der Tierhaltung beispielsweise daran, dass pro Hektar nur 280 Hähnchen erlaubt sind, unter dem EU-Bio-Siegel dagegen 580 bzw. 10 Schweine pro Hektar, während das EU-Bio-Siegel 14 Schweine zulässt. Auch der Medikamenteneinsatz in der Tierhaltung ist unter dem Bioland-Siegel strenger geregelt. Der Bericht thematisiert auch den von Lidl zugesagten Umgang mit den Bioland-Produzenten.

Kommentar: Bioland bei Lidl – gut oder schlecht?

Unter diesem Link findet sich eine Bewertung der Kooperation zwischen Lidl und Bioland einer Redakteurin der Zeitschrift „Schrot & Korn“. Die Sprecherin thematisiert Risiken und Chancen der „Verschwisterung“ und kommt letztlich zum dem Schluss, man solle diesem Vorhaben zunächst einmal unvoreingenommen oder gar positiv gegenübertreten, da jedes verkaufte Bioland-Produkt mehr einen Zugewinn im Umgang mit unserem Planeten bedeute.

(entsprechender Link folgt)

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